Die Geschichte von Charlyfit

Diese Reise begann mit mir selbst – als Teenager. Schon in jungen Jahren hatte ich einen eher schlanken Oberkörper, aber sehr ausgeprägte Hüften und etwas breitere Oberschenkel. Die meisten hätten wohl gesagt, ich hätte eine ganz normale Figur gehabt – nicht zu dick, nicht zu dünn. Aber mal ehrlich: Was ist schon eine „normale Figur“? Trotzdem habe auch ich mich, wie viele andere junge Mädchen, ständig mit anderen verglichen. Besonders die sozialen Medien, die damals an Bedeutung gewannen, haben dazu beigetragen. Filter und Trends wie der „Thigh Gap“ (ein wirklich schrecklicher Trend) vermittelten mir das Gefühl, nicht schlank genug zu sein, und verstärkten meine Unsicherheiten. Ich glaube, viele Frauen können dieses Gefühl nachvollziehen.

Auch die Modeindustrie hat nicht gerade dazu beigetragen, dass ich mich wohler fühlte. Die Suche nach einer passenden Jeans war oft frustrierend: Meistens waren sie an den Oberschenkeln zu eng und am Bauch zu weit. Ohne Gürtel stand der Bund hinten ab. Das ließ mich glauben, dass ich das Problem sei – und nicht die Modeindustrie, die genau mit diesen Unzulänglichkeiten spielte. Also begann ich darüber nachzudenken, wie ich meinen Körper verändern könnte.

Aber fangen wir von vorne an: Ich war schon immer ein sportliches Kind, das gerne draußen spielte. Ich fuhr viel Fahrrad und Inliner, spielte Badminton oder Hockey mit meinem Bruder und meinen Freunden und nahm in der Schule gern an sportlichen AGs teil. Da ich seit meiner Kindheit unter Migräneanfällen litt, war ich eher schüchtern und hielt mich in sozialen Interaktionen oft zurück, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Je älter ich wurde, desto mehr merkte ich, dass dieses zurückhaltende Verhalten nicht immer positiv aufgenommen wurde. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, habe ich meist keine besonders schönen Erinnerungen. Mindestens einmal im Monat fiel ich wegen meiner Migräne aus und fühlte mich allein deswegen schon als Außenseiterin. Niemand fehlte so oft wie ich – zumindest nahm ich das so wahr. Ob mein Umfeld das genauso empfand, kann ich nicht sagen. Ich hatte zwar einige Freunde, erlebte aber auch Mobbing. Das machte mich nicht gerade selbstbewusster und beeinträchtigte mein Körperbild zusätzlich. Trotzdem war ich immer eine Frohnatur und liebte es, neue Dinge auszuprobieren. Ich war kreativ und konnte mich stundenlang in Bastelprojekten, Malerei oder Näharbeiten verlieren.

Mit der Jugend kamen natürlich neue Interessen hinzu: Feiern, Jungs und Alkohol. Für viele Teenager eine Faszination – und auch ich blieb davon nicht verschont. Die Wochenenden verbrachte ich oft mit Freunden, die es irgendwie schafften, an härteren Alkohol zu kommen. Es ist kein Geheimnis, dass Alkohol und Softdrinks Kalorienbomben sind. Aber mit 16 machte ich mir darüber keine Gedanken. Alkohol gab mir Selbstbewusstsein – und das wollte ich damals einfach haben. So sammelten sich mit der Zeit kleine Fettpolster an genau den Stellen, die ich ohnehin schon nicht mochte.

Wie gesagt, ich war nie übergewichtig, fühlte mich aber unwohl in meinem Körper. Chips und Süßigkeiten gehörten zur Tagesordnung, und Fernsehen gewann oft über den Bewegungsdrang. Aber bei welchem Teenager war das nicht so? Die Hosen passten immer schlechter, und das gefiel mir nicht. Im Sommer vermied ich kurze Hosen oder trug sie nur mit Strumpfhose, um meine Cellulite zu verstecken. Wenn ich heute daran zurückdenke, kann ich kaum glauben, wie unsicher ich war. Niemand hätte sich für die Dellen an meinen Oberschenkeln interessiert – aber für mich war es beschämend.

Mit 16 wollte ich mich im Fitnessstudio anmelden. Meine Eltern hielten das wegen meiner Migräne für keine gute Idee und wollten keine langfristige Mitgliedschaft für mich abschließen. „Wenn du 18 bist, kannst du machen, was du willst“, war ihr Tenor. Rückblickend verständlich, aber damals frustrierte es mich. So versuchte ich mich an YouTube-Workouts in meinem Zimmer.

Mein Essverhalten war damals aus meiner Sicht normal – oder zumindest das, was die Gesellschaft als normal ansieht: große Mengen Kohlenhydrate wie Nudeln oder Reis, etwas Gemüse, ab und zu Fleisch oder Fisch. Junge, aktive Körper verzeihen so etwas erst mal. Dass diese Portionsverteilung nicht ideal war, wusste ich damals nicht – und ehrlich gesagt war es mir als Teenager auch egal. Hauptsache, der Hunger war gestillt.

Mit 18 begann ich meine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten. Eine weiße Hose musste her, denn in medizinischen Berufen ist das üblich. Im Spätsommer eine weiße Jeans zu finden, war gar nicht so einfach – aber ich fand eine. Wirklich wohl fühlte ich mich darin jedoch nicht, und mein Wunsch, etwas an meinem Körper zu ändern, wuchs. Jetzt war ich volljährig, verdiente eigenes Geld – also meldete ich mich im Fitnessstudio an.

Doch was nun? Ich hatte keine Ahnung, wie ich trainieren sollte. Also machte ich das, was jeder Neuling tut: Ich kopierte andere. Meine Freundin, die schon länger im Studio war, folgte einigen Fitness-Influencern – also probierte ich deren Übungen aus. Vor allem Beine und Po standen im Fokus – in der Hoffnung, ungeliebte Stellen verschwinden zu lassen. Aus heutiger Sicht völliger Unsinn! Fast täglich fuhr ich nach der Arbeit mit meinem kleinen gelben VW Lupo 15 Kilometer ins Fitnessstudio. Dort gab es einmal im Jahr eine kostenlose Körperanalyse. Das Ergebnis: hoher Körperfettanteil, wenig Muskelmasse. Das wollte ich ändern – aber wie? Ich hatte keine richtige Antwort, aber ich gab nicht auf. Das Training machte mir Spaß, und ich genoss es, mich mit Freunden auszutauschen, die ähnliche Ziele hatten. Mein Körperbewusstsein begann sich zu verändern. Ich war zwar noch nicht zufrieden mit meinem Spiegelbild, aber ich arbeitete daran. Auch meine Ernährung versuchte ich anzupassen. Leider gibt es unzählige Mythen und fragwürdige Tipps: Low Carb, keine Kohlenhydrate nach 18 Uhr, Grüntee-Kuren, „Friss die Hälfte“ – all das probierte ich aus. Nichts funktionierte langfristig. Gleichzeitig entdeckte ich Proteinpulver – damals noch völlig ungenießbar, aber wenn es half, war mir der Geschmack egal. Doch auch das brachte nicht den gewünschten Erfolg. Genauso wenig wie noch mehr Training.

Zu dieser Zeit hatte ich nicht mehr so häufig Migräneanfälle, allerdings entwickelte sich ein neues Problem, das wahrscheinlich mit meiner Ausbildung zusammenhing. Zur Erinnerung: Ich befand mich in der Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA). Jeder hat vermutlich eine grobe Vorstellung davon, welche Tätigkeiten dieser Beruf umfasst, und leider gehört dazu oft eine ungesunde Körperhaltung. Meist sitzt man halb nach links geneigt, mit vorgebeugtem Oberkörper über einem Patientenmund. Der rechte Arm hält mit einem Spiegel die Wange des Patienten zurück, während der linke Arm den Sauger im Rachen positioniert. Je nach Behandlung kann das bis zu einer halben Stunde oder länger dauern. Diese Haltung führte bei mir zu einer krummen Körperhaltung und zu anhaltenden Nacken- und Rückenproblemen – ähnlich wie bei einem Bürojob. Jahrelange Physiotherapie brachte keine nachhaltige Besserung, und wirklich ernst genommen wurde ich damit auch nicht. „So jung und schon Rückenprobleme? Das kann doch gar nicht sein!“ Doch, meine Lieben, das kann sehr wohl sein – und leider wird es in unserer Gesellschaft immer häufiger bei Kindern und Jugendlichen beobachtet.

Heute wird selbstverständlich Krafttraining und gezielter Muskelaufbau für den Rücken empfohlen. Damals erhielt ich diesen Rat jedoch nicht – zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Dabei war ich bereits im Fitnessstudio aktiv und absolvierte Übungen wie Rudern und Latziehen. Allerdings fehlten mir die richtige Intensität und Regelmäßigkeit. Erst viel später sollte ich verstehen, wie entscheidend diese beiden Faktoren für den Muskelaufbau sind. Nach einem Jahr im Fitnessstudio ließ ich erneut eine Körperanalyse durchführen und war überrascht, wie sich mein Körper verändert hatte. Äußerlich fiel mir kein großer Unterschied auf, doch innerlich hatte sich viel getan: Meine Muskelmasse war prozentual gestiegen, während mein Körperfettanteil gesunken war. Das motivierte mich, dieses Verhältnis weiter zu optimieren.

Schon während meiner Ausbildung wurde mir klar, dass ich diesen Beruf nicht mein Leben lang ausüben wollte. Ich begann, über meine Zukunft nachzudenken. Meine Begeisterung für das Fitnesstraining wuchs, und ich wollte mehr über die Anatomie des Körpers und seine inneren Prozesse verstehen. Vielleicht eine Ausbildung zur Physiotherapeutin? Doch eine weitere Ausbildung – und dann auch noch unbezahlt mit zusätzlichem Schulgeld (das inzwischen abgeschafft wurde) – kam für mich nicht infrage. Ich wollte studieren. Aber was? Es sollte etwas mit Sport, Fitness und Ernährung zu tun haben. Ich wollte verstehen, wie Training und Ernährung zusammenwirken, und dieses Wissen nicht nur für mich nutzen, sondern auch anderen helfen, ihre Ziele zu erreichen. Dabei hatte ich meinen eigenen Traumkörper noch nicht einmal selbst erreicht. Doch auf meinem Weg dorthin würde ich lernen, wie ich mein Ziel erreiche und wie ich andere auf ihrem Weg unterstützen kann. Bis es jedoch so weit war, sollten noch zwei Jahre vergehen.

2017, mit 21 Jahren, schloss ich meine Berufsausbildung ab und arbeitete noch zwei Monate in der Zahnarztpraxis. Ich wusste bereits, dass ich studieren wollte, hatte aber kein Abitur, das ich nachholen musste. Also besuchte ich zwei weitere Jahre die Schule und erhielt im Sommer 2019 mein Abitur. In dieser Zeit lebte ich bereits in einer WG in Hannover. Mein Ziel verlor ich dabei nie aus den Augen: Menschen zu einem fitteren Leben verhelfen. Während meiner Recherchen stieß ich auf einen Studiengang, von dem ich zuvor noch nie gehört hatte: Fitnessökonomie. Ein duales Studium, das sowohl Präsenz- als auch Fernlehrgänge umfasste und in dem man praktische Erfahrung in einem Ausbildungsbetrieb sammeln konnte. Das klang perfekt! Also bewarb ich mich sowohl bei der Hochschule als auch bei verschiedenen Fitnessstudio-Betreibern.

Im Sommer 2019 begann ich schließlich mein Studium in einem Fitnessstudio, das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht eröffnet war. Anfangs bestand der Studioalltag hauptsächlich aus Kundengewinnung und Vertragsabschlüssen. Für die introvertierte, zurückhaltende Renée war das eine große Herausforderung. Mit fremden Menschen über ihre Fitnessziele zu sprechen, sei es persönlich oder am Telefon, kostete mich enorme Überwindung. Ich dachte oft ans Aufhören. Doch mit der Zeit wurde ich selbstbewusster, und der Austausch mit anderen fiel mir zunehmend leichter.

Als der eigentliche Studiobetrieb begann, war es meine Aufgabe, den neuen Mitgliedern die Geräte und Übungen zu erklären. In den ersten Monaten war mein Terminkalender voll, und ich entwickelte eine Routine für die Trainingseinweisungen. Mein eigenes Training passte ich entsprechend an. Doch Social Media beeinflusste mich weiterhin stark: Jede Woche änderte ich meine Trainingsstrategie, in der Hoffnung, dadurch schnellere Erfolge zu erzielen. Gleichzeitig begann ich, meine Ernährung per App zu tracken. Ich wusste, dass ich für eine Gewichtsabnahme weniger Kalorien zu mir nehmen musste, als ich verbrauchte. Also setzte ich mir ein Kaloriendefizit von 200 bis 300 Kalorien täglich. Allerdings achtete ich nicht darauf, welche Lebensmittel ich genau aß. Ich wusste, dass Proteine wichtig sind, doch wie viel ich wirklich brauchte, diktierte mir die App – und das war oft viel zu wenig. Zudem verbot ich mir Süßigkeiten, nur um dann doch zu naschen – meist mehr, als ich wollte. Auch Partys mit alkoholischen Getränken gehörten weiterhin zu meinem Leben. Diese Kalorien trackte ich jedoch nicht – ein weiterer Fehler, der mich frustrierte.

In den Jahren 2020 und 2021, während der Corona-Pandemie, griff ich wieder verstärkt auf YouTube-Workouts zurück und machte regelmäßig HIIT (High Intensity Interval Training). Meine Ausdauer war nie besser als in dieser Zeit. Die Fitnessstudios waren geschlossen, und ich verbrachte die meiste Zeit zu Hause. Ab und zu musste ich dennoch ins Studio, um Anrufe von Mitgliedern entgegenzunehmen. Da ich mit meinem Freund zusammenlebte, der berufsbedingt kaum zu Hause war, hatte ich viel Zeit, mich mit Training und Ernährung auseinanderzusetzen. Ich erreichte mein bislang niedrigstes Gewicht: 63 kg – ein völlig normales Gewicht für meine Größe von 1,70 m. Doch im Spiegel gefiel mir mein Körper immer noch nicht. Warum? Musste ich noch mehr abnehmen, um zufrieden zu sein? Das konnte doch nicht die Lösung sein! Durch den Lockdown konnte ich mein Kalorienverhalten noch akribischer überwachen.

Zu meinem 24. Geburtstag bekam ich eine Smartwatch, die mir helfen sollte, meine Fitnessziele besser im Blick zu behalten. Ich wollte meine täglichen Kalorienverbrennungen und Schrittzahlen erfassen, um meine Fortschritte zu dokumentieren. Im April 2021 verzeichnete ich mit 62,7 kg mein absolutes Tiefstgewicht – ein Jahr zuvor waren es noch 66,6 kg gewesen. Doch zufriedener war ich dadurch nicht. Wenn ich mir heute Fotos aus dieser Zeit ansehe, erkenne ich, wie schlank ich tatsächlich war – damals sah ich es nicht. Eine wichtige Erkenntnis, die ich auf meiner Reise gewonnen habe: Selbstwahrnehmung spielt eine enorme Rolle. Das Bild, das andere von mir hatten, unterschied sich stark von meiner eigenen Wahrnehmung.

Im Jahr 2022, nun wieder bei 65 kg, hatte ich mein Ziel der Zufriedenheit immer noch nicht erreicht. Die kleinen „Problemzonen“ an Taille, Unterbauch und Hüfte waren zurück, und Social Media beeinflusste mich weiterhin. All die perfekt durchtrainierten Körper, die ich dort sah, brannten sich in mein Unterbewusstsein. Ich wollte genauso aussehen. Schließlich war ich Fitnesstrainerin, da musste ich doch auch so aussehen! Bullshit! Doch damals glaubte ich fest daran. Mein bisher höchstes Gewicht lag bei 68 kg (September 2023). Woher ich das so genau weiß? Mein Fitnesstracker begleitete mich ununterbrochen. Mit der Zeit erkannte ich, dass nicht alle Tipps in den sozialen Medien sinnvoll sind. Mein Training wurde strukturierter, meine Routine gefestigter. Ich setzte auf die Basics: Kniebeugen, Bankdrücken, Kreuzheben – so schwer wie möglich.

Mir wurde auch bewusst, dass viele junge Menschen auf die haltlosen Versprechen von Influencern hereinfallen. Ich wollte meinen Beitrag dazu leisten, Fitness-Mythen in meinem Umfeld aufzuklären. Da ich mich selbst nicht in den sozialen Medien präsentieren wollte und auch nicht wusste, wie ich es hätte anfangen sollen, entschied ich mich, mein Wissen direkt an die Menschen weiterzugeben, denen ich im Studioalltag begegnete.

Im Laufe der Zeit wurde ich immer besser darin, mein Wissen weiterzugeben. Meine Nacken- und Rückenprobleme blieben jedoch bestehen. Da ich nicht der Typ bin, der solche Dinge einfach hin nimmt, probierte ich vieles aus: Yoga, Physiotherapie, Osteopathie, Medikamente, Rückenübungen und YouTube-Tutorials. Ich sage gern: „Probieren geht über Studieren.“ Das brachte mir viel Wissen, das ich auch an Mitglieder weitergeben konnte, die nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern vor allem für Schmerzfreiheit trainierten. Letztlich erkannte ich, dass meine Beschwerden durch eine Kieferfehlstellung verursacht wurden. Daher trage ich nun seit fast vier Jahren eine Zahnspange – die hoffentlich bald rauskommt! Anfangs konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie wirklich hilft, doch ich kann sagen: Es hat funktioniert. Mein Fazit? Es gibt nicht immer nur eine Lösung. Es liegt an uns selbst, die Kraft aufzubringen, etwas zu verändern. Mein Weg hat mich nicht nur schmerzfrei gemacht, sondern auch zu einem Körper geführt, in dem ich mich wohlfühle. Und genau das möchte ich auch an dich weitergeben!